Eswatini führend in genombasierter Diagnostik für resistente Tuberkulose
Auf der Sub-Saharan SeqNet-Jahrestagung betonte der Gesundheitsminister von Eswatini die besondere Vorreiterrolle seines Landes bei der Einführung genombasierter Diagnostik zur Erkennung multiresistenter Tuberkulose.
Am 25. Oktober 2024 fand in Mbabane, der Hauptstadt des Königreichs Eswatini, die Jahrestagung des Sub-Saharan SeqNet-Konsortiums statt. An der Veranstaltung nahm auch der Gesundheitsminister des Landes teil, der die Vorreiterrolle Eswatinis bei der Einführung genombasierter Diagnostik zur Erkennung arzneimittelresistenter Tuberkulose (TB) hervorhob.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört Eswatini zu den 30 Ländern mit der weltweit höchsten Inzidenz von HIV-assoziierter Tuberkulose. Die Tuberkulosekrise in dem Land wird durch einen arzneimittelresistenten Stamm des Mycobacterium tuberculosis verschärft, der von den meisten kommerziell erhältlichen Tuberkulose-Diagnosetests nicht erkannt wird. Aufgrund der jüngsten Fortschritte in der bakteriellen DNA-Sequenzierung ist es nun möglich, diese Mutation und andere antimikrobielle Resistenzen genauer zu identifizieren. Dank der Bemühungen des Sub-Saharan SeqNet-Konsortiums kann diese Spitzentechnologie jetzt im nationalen Referenzlabor in Mbabane eingesetzt werden.
Fast 100 Personen nahmen an der Jahrestagung des Projekts Sub-Saharan SeqNet teil, bei der renommierte Gesundheitsexperten, politische Entscheidungsträgerinnen und -träger und internationale Partnerinnen und Partner aus Deutschland, Italien, den USA, Namibia und Mosambik teilnahmen. Die Themen des Treffens waren Fortschritte und Strategien zur Bewältigung einer der dringendsten gesundheitlichen Herausforderungen – nicht nur in Eswatini, sondern in der gesamten Region.
Im Rahmen des GHPP haben sich die nationalen Tuberkulose-Labore von Eswatini, Mosambik und Namibia mit Experten des Forschungszentrums Borstel (FZB), des Ospedale San Raffaele in Italien und des Baylor College of Medicine in den USA zusammengeschlossen. Ziel ist es, ein Netzwerk von Spezialisten aufzubauen, das moderne Technologien den stark von Tuberkulose betroffenen afrikanischen Projektländern zugänglich macht. In den vergangenen fünf Jahren hat das Sub-Saharan SeqNet-Konsortium (ehemals SeqMDRTB_Net) erfolgreich die Technologie der Sequenzierung der nächsten Generation (NGS) eingeführt. Als wesentliches Instrument für die genombasierte Diagnostik von arzneimittelresistenter Tuberkulose soll sie in Namibia, Mosambik und Eswatini eingesetzt werden.
Im Rahmen dieser Partnerschaft werden die lokalen Kapazitäten durch Schulungen in Bioinformatik und Labortechnik gestärkt. Darüber hinaus trägt sie zur Entwicklung von Leitlinien und Arbeitsabläufen für die Diagnostik bei, um eine wirksame Tuberkulosetherapie zu gewährleisten. Die genombasierte Diagnostik für resistente Tuberkulose wurde am Instituto Nacional de Saúde in Maputo (Mosambik), an der Universität von Namibia in Windhoek (Namibia) und im nationalen Tuberkulose-Referenzlabor in Mbabane (Eswatini), erfolgreich eingeführt. Arbeitende in den Bereichen Technik, Technologie und Bioinformatik an allen Standorten können nun den gesamten NGS-Prozess selbstständig durchführen. Dieser reicht von der Probenvorbereitung bis zur Datenanalyse. Das ermöglicht die Erstellung eines umfassenden Resistenzprofils für jede Patientin und jeden Patienten sowie maßgeschneiderte Behandlungsoptionen. Die Jahrestagungen des Konsortiums haben sich als äußerst wirksam bei der Förderung der Netzwerkbildung und dem Aufbau einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen allen Projektpartnerinnen und -partnern erwiesen.
Dr. Anna Montén-Küchel, Vertreterin der Deutschen Botschaft in Pretoria (Südafrika), lobte auf der Jahrestagung in Mbabane das deutsche Engagement für die globale Gesundheit und hob das Projekt Sub-Saharan SeqNet als Vorbild für die internationale Zusammenarbeit hervor. „Dieses Projekt ist ein Beispiel dafür, wie die Zusammenarbeit von Experten über Ländergrenzen hinweg zu Durchbrüchen in der Gesundheitsversorgung und zu besseren Gesundheitsergebnissen führen kann“, so Dr. Montén-Küchel.
Gesundheitsminister Mduduzi Matsebula unterstrich die Bedeutung des Projekts: „Diese Initiative ist ein entscheidender Schritt in unserem Kampf gegen die Tuberkulose in Eswatini. Die Fähigkeit, arzneimittelresistente Stämme schnell zu erkennen, ermöglicht es uns, wirksamer zu reagieren und die Qualität der Versorgung für unsere Bevölkerung zu verbessern.“
Zum Abschluss der Vormittagssitzung lobte Professor Stefan Niemann, deutscher Koordinator des Projekts Sub-Saharan SeqNet, die bisherigen Erfolge. Er zeigte sich optimistisch, dass „NGS-basierte Diagnostik nicht nur die Tuberkulosebehandlung unterstützen, sondern auch bei der Reaktion auf neu auftretende globale Gesundheitsbedrohungen helfen wird, wie das Beispiel SARS-CoV-2 gezeigt hat.“
Die Sub-Saharan SeqNet-Tagung bot ein vielseitiges Programm mit Präsentationen von Mitarbeitenden vor Ort, Ansprachen von Behördenvertretenden, einem Hauptvortrag und aktuellen Projektupdates. Die Teilnehmenden diskutierten über die Umsetzung, Nachhaltigkeit, zukünftigen Ziele und langfristigen Auswirkungen des Projekts Sub-Saharan SeqNet.
In den Schlussbemerkungen wurden das starke Engagement für eine kontinuierliche Zusammenarbeit und Investitionen in moderne Diagnostik zur Bekämpfung von Tuberkulose und anderen Infektionskrankheiten hervorgehoben. Dadurch würde die Basis für ein widerstandsfähiges globales Gesundheitssystem gestärkt werden, hieß es. Die Veranstaltung endete mit einem Abendessen, bei dem die Beiträge aller Teilnehmenden gewürdigt wurden. Zudem bot es eine wertvolle Gelegenheit zum Networking und zur Teambildung.