Study Tour – Besuch einer nordmazedonischen Delegation am Robert Koch-Institut, Juli 2022
Nächste Schritte in der Unterstützung Nordmazedoniens zur Verbesserung der Funktionalitäten des nationalen Public Health Emergency Operations Centres (PHEOC).
Im November 2021 hatte das Fachgebiet 31 für infektionsepidemiologisches Krisenmanagement, Ausbruchsuntersuchungen und Trainingsprogramme des Robert Koch-Institut (RKI) gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Workshop organisiert. In diesem wurde ein Notfallplan für den Ausbau der zentralen PHEOC-Kapazitäten in Nordmazedonien und den Aufbau eines Netzwerks zwischen den subnationalen und nationalen Behörden des öffentlichen Gesundheitsdienstes entworfen, der auf eine gut koordinierte Reaktion auf Notfälle im Bereich der öffentlichen Gesundheit abzielt.
In diesem Zusammenhang und auch aufgrund vergangener Kollaboration im Rahmen des GETPrepaReD-Projektes waren den Partner:innen aus Nordmazedonien schon einige Strukturen des öffentlichen Gesundheitsdienstes in Deutschland sowie des RKI-Krisenmanagements bekannt und konnten teilweise als Vorbild dienen (u.a. das Lagezentrum oder die Epidemiologische Lagekonferenz (EpiLag)). Zum Beispiel wurde in den Jahren 2017-2018 mit Unterstützung des RKI in Nordmazedonien selbst ein Austausch zwischen subnationalen und nationalen Gesundheitsbehörden im EpiLag-Format entwickelt und regelmäßig abgehalten.
Um diesen Prozess des Austausches, der durch COVID-19 unterbrochen wurde, wieder regelmäßig durchzuführen, sowie ein noch besseres Bild der Strukturen und Abläufe des Lagezentrums am RKI zu bekommen, wurde eine Study Tour nach Berlin organisiert. Die Delegation, bestehend aus Partner:innen des Instituts für Public Health in Nordmazedonien, des WHO-Länderbüros und des Gesundheitsministeriums (MoH) Nordmazedoniens, hat das RKI am 04. und 05.07.2022 besucht.
Am ersten Tag der Study Tour wurden zwei Schwerpunktthemen behandelt: Infektionsepidemiologische Surveillance und ihre Digitalisierung sowie das RKI-Lagezentrum (PHEOC). In diesem Rahmen stellte das Fachgebiet 32 für Surveillance das Meldewesen für Infektionskrankheiten in Deutschland und den Implementierungsprozess des Deutschen Elektronischen Melde- und Informationssystem (DEMIS) vor. Im Anschluss wurde das Surveillancesystem in Nordmazedonien sowie der dortige aktuelle Stand der Digitalisierung vorgestellt und diskutiert. Am Nachmittag wurde zunächst mit Vorträgen von Fachgebiet 31 über Krisenmanagement und Lagezentrum am RKI begonnen, das Lagezentrum wurde auch besucht und anschließend konnte die Delegation sich gemeinsam mit den RKI-Kolleginnen ausführlich mit Arbeitsanleitungen und Standard Operating Procederes (SOPs) für den Aufbau und die Betreibung eines PHEOC auseinandersetzen.
Am Dienstag startete der Tag mit einer Simultanübersetzung der am 05.07.2022 stattfindenden EpiLag des RKI ins Englische und anschließender Diskussion über relevante Prozesse der EpiLag, z.B. der Erstellung der EpiLag-Notizen, der Zuarbeit des Public-Health-Intelligence-Teams und dem Entscheidungsprozess, welche epidemiologischen Informationen für die EpiLag in Deutschland relevant sind.
Danach wurden mit Unterstützung anderer Fachgebiete des RKI und der Charité Universitätsmedizin Berlin die einzelnen Arbeitspakete des Westbalkan-Projektantrages für die nächste GHPP-Phase vorgestellt und über Anbahnungsmöglichkeiten in Nordmazedonien gesprochen. Aktivitäten wurden insbesondere auch für das laufende GETPrepaReD-Projekt sowie die geplante nächste GHPP-Phase besprochen.
Der Dienstagnachmittag wurde genutzt, um einen praktischen Einblick in die Zusammenarbeit zwischen RKI, Landesbehörden und Gesundheitsämtern zu erlangen. Dafür besuchte die Delegation zunächst das Gesundheitsamt Berlin-Mitte. Hier lag der Fokus auf dem Implementierungsprozess von DEMIS im Gesundheitsamt, der Benutzung von SurvNet@RKI und anderen Softwareprodukten oder auch Themen wie der COVID-19-Kontaktpersonennachverfolgung zu Hochinzidenzzeiten. Anschließend wurde das Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) besucht und sich zum einen über die Aufgaben der Landesbehörde im Rahmen des Infektionsschutzes ausgetauscht, sowie darüber, wie die Daten der Gesundheitsämter genutzt und aufbereitet werden und welche Rolle die Landesbehörde bei Ausbruchsuntersuchungen hat. Darüber hinaus wurden den Teilnehmenden auch andere Aktivitäten der Landesbehörde, z.B. die Durchführung eines Mückenmonitorings für Aedes albopictus in Berlin vorgestellt.
Die Study Tour wurde von der nordmazedonischen Delegation sehr positiv bewertet, besonders das Thema Arbeitsanleitungen und SOPs wurde als außerordentlich hilfreich hervorgehoben. Die Partner:innen planen im Nachgang diese Dokumente für ihr Langezentrum anzufertigen, diese sollen im Anschluss gemeinsam mit dem RKI auf ihre Praktikabilität getestet werden.
Stand: Dezember 2022