Erfolgreiche Krisenintervention in der Ukraine
Seit 2022 stärken Robert Koch-Institut und Charité Universitätsmedizin Berlin die medizinische Versorgung in der Ukraine durch Telemedizin – ein Projekt, dass auch nach Ende in der Krisenregion Wirkung leistet.

Telemedizin als reaktives Kriseninterventionstool ist ein Ansatz, den das Robert Koch-Institut (RKI) und die Charité seit der COVID-19-Pandemie verfolgen. Seit Sommer 2022 wird Telemedizin auch in der Ukraine eingesetzt, da das Gesundheitssystem durch den Krieg enorm belastet ist. Das Projekt FUTURE International UKR wurde vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) beauftragt und ist Teil des Global Health Protection Programme (GHPP). Ziel des Projekts ist die Bereitstellung medizinischer Expertise. Insbesondere geht es hier um intensivmedizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten mit schweren Verletzungen sowie komplexen infektiologischen Erkrankungen. Der Projektzeitraum endete im Dezember 2024.
Telemedizinische Infrastruktur in der Ukraine aufgebaut
In Absprache mit dem ukrainischen Gesundheitsministerium wurden Schwerpunktkrankenhäuser mit Telemedizin-Robotern der Charité ausgestattet. Insgesamt sind 12 Geräte mit GHPP-Förderung im Einsatz. Zusätzlich konnten durch eine Kooperation der Charité mit den BG Kliniken im Rahmen des SOLOMIYA-Projekts weitere 10 Geräte bereitgestellt werden.
Tragfähiges telemedizinisches Netzwerk etabliert
Regelmäßige telemedizinische Visiten ermöglichen es ukrainischem Klinikpersonal, bei Bedarf deutsche Expertise aus Intensivmedizin, Infektiologie, Pädiatrie und Traumatologie direkt an das Krankenbett zu holen. Das SOLOMIYA-Netzwerk erweitert diesen Umfang durch Fachdisziplinen wie Rehabilitation und rekonstruktive Chirurgie. Während der Projektlaufzeit wurden über 600 telemedizinische Konsultationen durchgeführt.
Der Erfolg der Telemedizin in ukrainischen Kliniken hat dazu geführt, dass das ukrainische Gesundheitsministerium eine Fortführung wünscht. Die Technologie trägt zum langfristigen Kapazitätsaufbau bei und hilft, durch den Krieg entstandene personelle Lücken zu schließen. So kann dringend benötigte Expertise aus Deutschland eingebunden werden, ohne Fachkräfte vor Ort entsenden zu müssen.
E-Learning-Programm zur Weiterbildung entwickelt
Neben der telemedizinischen Unterstützung wurde auch die medizinische Weiterbildung gefördert. Videos für ein modular aufgebautes E-Learning-Programm wurden entwickelt, die Inhalte aus der Intensivmedizin und Traumatologie vermitteln. Diese Videos werden in das ukrainische Fortbildungssystem des National Health Service Ukraine integriert und stehen Studierenden sowie Fachkräften zur Verfügung. So trägt das Programm zur nachhaltigen Ausbildung des medizinischen Nachwuchses in der Ukraine bei.
Ausblick: Stärkung des ukrainischen Gesundheitssystems
Auch nach Projektende wird FUTURE International UKR weiterwirken und die telemedizinische Unterstützung fortgesetzt werden. Das E-Learning-Programm bleibt langfristig zugänglich, und die Telemedizin-Roboter verbleiben an den ukrainischen Kliniken. Des Weiteren bleiben die Projektpartner in Kontakt und streben eine langfristige Zusammenarbeit zur Verbesserung der medizinischen Versorgung an.
Die Telemedizin hat sich als wertvolles Instrument bewährt, um in Krisenzeiten schnelle und effektive medizinische Hilfe bereitzustellen. Durch die erfolgreiche Implementierung in der Ukraine konnte die unmittelbare Patientenversorgung verbessert werden. Zudem konnte auch ein nachhaltiger Wissensaustausch zwischen deutschen und ukrainischen Fachkräften gefördert werden. Die Kombination aus direkter telemedizinischer Unterstützung und langfristiger Weiterbildung stärkt das ukrainische Gesundheitssystem und bereitet es besser auf zukünftige Herausforderungen vor.