Gemeinsam vor Ort: Zwei One-Health-Risikobewertungen in Nigeria

Im Südosten Nigerias mobilisieren sich Gemeinden im Rahmen des COPE-Projekts gegen Lassa-Fieber. Zwei Risikobewertungen durch ein interdisziplinäres Team zeigen, wie Wissen wächst und sich Alltagspraktiken verändern.

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Eine Gruppe von Personen läuft einen Pfad aus rot-brauner Erde hinunter. Links und rechts des Pfades sind Büsche und Palmen.
Das interdisziplinäre Team auf dem Weg zur One-Health-Risikobewertung (Quelle: NCDC)

Im Südosten Nigerias hat das COPE-Projekt einen Prozess angestoßen, durch den Gemeinden selbst das Konzept von One Health gestalten können. Zunächst wurden ausgewählte Einwohner vor Ort geschult, die anschließend ihre Gemeinde dabei unterstützten, eigene Herausforderungen im Zusammenhang mit Lassa-Fieber zu erkennen, Prioritäten zu setzen und einen Aktionsplan zu entwickeln. Daraus entstand eine gemeindegeleitete Intervention, deren Umsetzung von COPE begleitet wird.

Um Veränderungen im Zeitverlauf sichtbar zu machen, führte COPE zwei One-Health-Risikobewertungen (One Health Risk Assessments, OHRA) durch: Die erste fand im März 2024 statt und diente als Ausgangspunkt. Sie erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem weder Schulungen stattgefunden hatten, noch gemeindegeleitete Interventionen angelaufen waren. Die zweite OHRA im März 2025 folgte demselben Ansatz und machte es möglich, die Ergebnisse der Gemeinde-Aktivitäten zu überprüfen. Diese Aktivitäten bestehen fort und haben inzwischen die zentralen Projektelemente in den Gemeinden überdauert. Ziel ist es, die Belastung durch Lassa-Fieber zu verringern und langfristig weitere One-Health-Herausforderungen in der Region und darüber hinaus anzugehen.

Projekt
COPE
Autor*in
  • Eva Steinberger
    Projektmitarbeiterin (Anthropologin)

Jede der beiden Risikobewertungen dauerte mehrere Wochen und brachte das gesamte interdisziplinäre Team ins Feld. Fachleute aus Epidemiologie, Daten- und Veterinärwissenschaften, Labordiagnostik, Umweltgesundheit, Anthropologie und Public Health arbeiteten zusammen. Sie kamen vom Nigeria Centre for Disease Control and Prevention (NCDC, Projektleitung), dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), dem National Veterinary Research Institute (NVRI), der University of Ibadan (UI) und dem Zentrum für Internationalen Gesundheitsschutz (ZIG) des RKI. Unterstützt wurden sie von lokalen Partnern, Mitarbeitenden des Lehrkrankenhauses, Ortskundigen und den geschulten Gemeindemitgliedern.

Die Teams besuchten Haushalte, nahmen Proben und stellten Fallen¹ auf. Sie beobachteten Praktiken des Alltags in den Gemeinden und führten Befragungen durch. Tiere, die über Nacht in Haushalten gefangen wurden, untersuchten die Fachleute am nächsten Tag direkt vor Ort und bereiteten sie für weitere Laboranalysen vor. Die Humanproben wurden im nächstgelegenen Lehrkrankenhaus gesammelt und für den Weitertransport in das Referenzlabor vorbereitet. Die verstreut liegenden Haushalte über weite Distanzen hinweg aufzufinden, war eine Herausforderung. Jedoch konnte diese dank Ortskenntnis und der in Nigeria verbreiteten Keke-Fahrzeuge gemeistert werden. Das Anthropologie-Team, das bereits durch Langzeitfeldforschung zu Mensch-Tier-Umwelt-Verflechtungen eng mit den Gemeinden verbunden war, unterstützte zusätzlich bei Organisation und Koordination.

Während die detaillierten Ergebnisse erst zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden, sind erste Einsichten bereits ermutigend: Die Gemeinden sind sehr aktiv – das Wissen über Lassa-Fieber hat deutlich zugenommen, und Veränderungen im Alltag sind klar erkennbar. Letzteres umfasst alles von der Lebensmittelaufbewahrung bis zum Umgang mit Nagetieren. Die OHRA-Durchgänge boten nicht nur die Möglichkeit, Veränderungen bei Risikofaktoren im Alltag zu erfassen, sondern auch für wechselseitiges Lernen: Die verschiedenen disziplinären Sub-Teams tauschten Beobachtungen aus, stellten Fragen und erhielten Einblicke in die Arbeit der anderen. Dieses Klima der Zusammenarbeit und Neugier machte die OHRA zu einer echten gemeinsamen One-Health-Erfahrung.

 

¹ Lassa-Fieber ist eine Zoonose; insbesondere eine Nagetierart – Mastomys – ist dafür bekannt, das Virus auf den Menschen zu übertragen.

Außenaufnahme: eine Gruppe von Personen in Zivilbekleidung, Atemschutzmasken und teilweise blaue Gummi-Handschuhe tragend, stehen vor einem drei-rädrigen Fahrzeug mit Faltdach, in welchem auf der Rückbank mehrere Personen sitzen.
Das Umwelt-Team ist mit dem Keke auf dem Weg zu den nächsten Haushalten (Quelle: NCDC)
Außenaufnahme: Eine Gruppe von Personen stehen vor einem Gebäude-Eingang um sechs Plastikeimer mit Deckeln und Henkel sowie mehreren roten Säcken und sind im Gespräch.
Außenaufnahme: Eine sitzende Person mit weißem Kittel, Atemschutzmaske und weißen Gummihandschuhen nimmt einen Bluttest am Finger einer zweiten, gegenüber sitzenden Person.
Ein Mann mit blauen Gummihandschuhen auf einer Art Veranda aus Steinmauern stehend. Er hält eine kleine Tierfalle in den Händen.
Vier Personen befinden sich auf einer Art Dorfplatz mit rot-brauner Erde und Lehmhütten, welche Wellblechdächer tragen. Drei der Personen sitzen auf Plastikstühlen bei einander. Eine dieser Personen trägt einen weißen Kittel, weiße Gummihandschuhe und eine Atemschutzmaske und ist mit dem Arm der zweiten Person mit blauem Kopftuch beschäftigt. Die dritte sitzende Person hält ein Notizbüchlein in der Hand und scheint sich mit der Person mit blauem Kopftuch im Gespräch zu befinden.
Bild 1/4:
Vorbereitung der Materialien für den Tageseinsatz im Feld (Quelle: NCDC)
Bild 2/4:
Fingerstich zur Malaria-Diagnostik (Quelle: NCDC)
Bild 3/4:
Ein Mitarbeiter des Veterinärteams bereitet eine Falle vor (Quelle: NCDC)
Bild 4/4:
Blutentnahme und Befragung durch das Epidemiologie- und Datenteam (Quelle: NCDC)

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