Genomische Virenüberwachung in Westafrika

Im Rahmen einer zukunftsweisenden Maßnahme verbessert das GHPP-Projekt Celesta die Public-Health-Kapazitäten in Guinea und Nigeria durch die Förderung von fortschrittlicher metagenomischer Sequenzierung.

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Labormitarbeitende bei der Einführungsschulung zur Sequenzierung und metagenomischen Analyse in Conakry, Guinea (Quelle: BNITM)

Angesichts der anhaltenden Bedrohung durch hochinfektiöse virale Erreger müssen im Rahmen der Überwachungsstrategien vielseitige Ansätze verfolgt werden. Dies gilt insbesondere für Endemiegebiete oder Regionen, in denen Gefahr besteht, dass Viren auftreten. Die Nanopore-Sequenzierung der dritten Generation bietet die Möglichkeit, bei Bedarf Kapazitäten für die molekulare Epidemiologie bereitzustellen. Im Jahr 2024 wurde für drei Partnerlabors in Guinea1, 2 und Nigeria3 mit insgesamt zehn Labormitarbeitenden eine einjährige Intensivschulung zur metagenomischen Nanopore-Sequenzierung durchgeführt.  Darüber hinaus etablieren sich gegenwärtig zwei Labors in ihren jeweiligen Ländern als zentrale Labors für die genomische Überwachung. Ein Labor in Guinea wird derzeit noch abschließend eingerichtet. Das vollständige Schulungsprogramm umfasste sowohl ein Nasslabor als auch Bioinformatik. Die Teilnehmenden erwarben essenzielle Fähigkeiten und die Labors erhielten die erforderliche Ausstattung und Reagenzien für die Nanopore-Sequenzierung. Infolgedessen sind die Teams nun in der Lage, selbstständig Sequenzierungen vorzunehmen. In diesem Zusammenhang führen sie vor Ort grundlegende bioinformatische Verfahren durch und stellen lokale Expertisen für die Systeme zur Überwachung der öffentlichen Gesundheit bereit.

Projekt
Celesta
Autor*in
  • Dr. Giuditta Annibaldis

Dank dieser neu erworbenen Kapazitäten erzielte das Centre de Recherche en Virologie, Laboratoire des Fièvres Hémorragiques Virales de Guinée (CRV-LFHVG) in Conakry bedeutende Fortschritte bei der Krankheitsüberwachung. Insbesondere wurde der erste jemals in Guinea gemeldete Fall von Mpox (erstmals Clade IIa) bei einem Menschen zeitnah entdeckt und molekular identifiziert (siehe Artikel). Darüber hinaus wurde bei mehreren sporadischen Fällen von Dengue-, Lassa- und Gelbfieber eine zügige Diagnose gestellt und eine weitere Sequenzierung vorgenommen. In Nigeria waren die neuen Kapazitäten zu Beginn des Jahres 2024, als die Lassa-Epidemie ihren Höhepunkt erreichte, von unschätzbarem Wert für das Verständnis der Übertragungswege des Virus (siehe Artikel). Das Mentoring online und vor Ort bildet nach wie vor einen zentralen Aspekt von Celesta, und es wird weiter daran gearbeitet, die Bioinformatik-Tools für Nanopore-Analysen zu verbessern.

Das Projekt Celesta sorgt dafür, dass in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen bedeutende Fortschritte im Hinblick auf die Verbesserung der regionalen Gesundheitssicherheit bei Ausbrüchen von Infektionskrankheiten erzielt werden. Damit stellt es sicher, dass diese Länder besser für künftige Herausforderungen gewappnet sind. Die aus diesem Programm resultierenden Innovationen ermöglichten auch die Einrichtung eines mobilen Labors zur Nanopore-Sequenzierung. Ebendies leistet mittlerweile Unterstützung im Rahmen des European Mobile Laboratory (EMLab) als mobiles Schnellreaktionslabor bei der Bekämpfung von Ausbrüchen. All diese Bemühungen machen deutlich, wie wichtig die nachhaltige wissenschaftliche Zusammenarbeit und die lokale Kompetenzentwicklung für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten sind. Die GHPP-Finanzierung war für die Unterstützung unserer langfristigen Zusammenarbeit und deren diesjährige Erfolge von entscheidender Bedeutung.

1 Centre de Recherche en Virologie, Laboratoire des Fièvres Hémorragiques Virales de Guinée (CRV-LFHVG), Conakry, Guinea

2 Laboratoire des Fièvres Hémorragiques Virales de Gueckédou (LFHV-GKD), Gueckédou, Guinea

3 Irrua Specialist Teaching Hospital (ISTH), Irrua, Nigeria

Bild 1/2:
Zwei Labormitarbeitende in Conakry (Guinea) pipettieren die Proben für die metagenomische Sequenzierung in das Sequenzierungsgerät (Quelle: BNITM)
Bild 2/2:
Mitglieder der ISTH-Sequenzierungsteams bei der Durchführung einer bioinformatischen Phylogenie-Analyse des Lassa-Virus in Irrua, Nigeria (Quelle: BNITM)

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