Neue Herausforderungen? – Neue Formate! Virtuelle Unterstützung von Impfkommissionen in Zeiten der COVID-19-Pandemie

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Nationale Impfkommissionen stehen während der Corona-Pandemie vor besonderen Herausforderungen: Entwickeln sie normalerweise Impfempfehlungen auf Basis einer breit verfügbaren Evidenz, sind sie nun gefordert anhand einer eingeschränkten und sich rasch wandelnden Informationslage Empfehlungen beispielsweise zum priorisierten Einsatz begrenzt verfügbarer COVID-19 Impfstoffe zu erarbeiten. Informationen zu den COVID-19 Impfstoffen, einschließlich Sicherheits- und Wirksamkeitsdaten, sind zum Zeitpunkt der Erstellung der Empfehlungen meist noch limitiert und epidemiologische Daten, z.B. zu Risikofaktoren für schwere und tödliche Verläufe oder Auswirkungen von COVID-19 Varianten auf die Impfstoffeffektivität, entwickeln sich kontinuierlich weiter. Erschwerend kommt für viele Länder hinzu, dass die verfügbare Evidenz meist nur in englischer Sprache vorliegt.

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Welcome(slide) to the webinar! (Quelle: WHO Regionalbüro für Europa)
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Welche Aspekte sollten bei der Priorisierung der COVID-19 Impfung einfließen? Ein erstellter Workflow für Impfkommissionen (Quelle: WHO Regionalbüro für Europa)
Bild 3/3:
Ergebnisse der live Umfrage zu Priorisierungsgruppen (Quelle: WHO Regionalbüro für Europa)

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, initiierten das Robert Koch-Institut und das WHO Regionalbüro für Europa im Rahmen des gemeinsamen EURO-NITAG-Projektes ab Oktober 2020 eine Webinarreihe für Impfkommissionen und Expertinnen und Experten in der WHO-EURO-Region. Um diese bei der Erarbeitung evidenzbasierter COVID-19 Impfempfehlungen zu unterstützen, wurden in monatlich stattfindenden Webinaren aktuelle Informationen zu COVID-19-Impfstoffen vorgestellt, Impfempfehlungen, die auf globaler, regionaler und nationaler Ebene entwickelt wurden, präsentiert und Erfahrungen bei der Erstellung und Umsetzung von Impfempfehlungen zwischen den Mitgliedsstaaten ausgetauscht. Da unterschiedlichen Gegebenheiten in den Ländern auch zu unterschiedlichen Empfehlungen führen können, ermöglichte der Austausch die Hintergründe von Empfehlungen direkt von den an den Empfehlungen beteiligten Akteuren erläutert zu bekommen.

Der Zugang zu den Webinaren war dabei so einfach wie möglich gehalten – eine vorherige Registrierung war nicht notwendig, simultane Übersetzung ins Englische und Russische wurde angeboten und Präsentationen und relevante Dokumente wurden zeitnah, teilweise auch bereits vorab, übersetzt und an die Eingeladenen verschickt. Kurze Umfragen während der Webinare ermöglichten es, das Format und die Themen an die Interessen und Herausforderungen der Teilnehmenden anzupassen (diese „hand-on“ Einheiten lockerten auch die Webinar-Atmosphäre auf…).

Das neuartige Kommunikationsformat ermöglichte einen unkomplizierten und vor allem zeit- und ressourcensparenden Austausch zwischen den in die Erstellung von Impfempfehlungen involvierten Akteuren in der WHO-EURO-Region. Die Webinare, durch die relevante Informationen zeitnah an die Teilnehmenden weitergegeben werden konnten, kamen bei den Teilnehmenden gut an: Personen aus 50 der 53 Mitgliedsstaaten nahmen an mindestens einem der insgesamt sechs Webinare teil, die Zahl der Teilnehmenden pro Webinar belief sich auf 100-220 (wobei die tatsächliche Zahl vermutlich höher war, da sich vor allem in Ländern mit eingeschränkter Internetverbindung mehrere Teilnehmende in einem Raum versammelten). Eine „post-pandemische Fortsetzung“ des Formates wurde von vielen Teilnehmenden begrüßt.

Das rein virtuelle Format sollte reale Treffen zwischen Impfkommissionen in der Region nicht vollständig und dauerhaft ersetzen. Es ermöglicht aber einem größeren Publikum die Teilnahme an regional stattfindenden Treffen und den direkten Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen an der Erstellung von Impfempfehlung beteiligten Expertinnen und Experten.

Weitere Informationen finden sich in dem am 16. September 2021 veröffentlichten Artikel „Supporting National Immunization Technical Advisory Groups in the WHO European Region in developing national COVID-19 vaccination recommendations through online communication platform”
https://doi.org/10.1016/j.vaccine.2021.09.034

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