Neue Intensivstation stärkt die medizinische Versorgung bei Lassafieber in Nigeria

Das Irrua Specialist Teaching Hospital in Nigeria und das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin erweitern und fördern Nigerias medizinische Infrastruktur zur Behandlung des viralen hämorrhagischen Fiebers mit einer neuen Intensivstation, die sich auf Lassafieber konzentriert.

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Teams des Irrua Specialist Teaching Hospital und Bernhard-Nocht-Instituts bei einer Ultraschalluntersuchung eines Lassafieber-Patienten (Quelle: BNITM)

Um die Morbidität und Mortalität im Zusammenhang mit dem Lassafieber zu bekämpfen, haben das Irrua Specialist Teaching Hospital (ISTH) und das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) im Jahr 2023 das MEVIN-Projekt, als Teil des Global Health Protection Programme (GHPP), gestartet. Durch diese Initiative hat das BNITM seine Unterstützung für Nigeria bei der Bewältigung des aktuellen Lassafieber-Ausbruchs ausgebaut. In der Region kommt es während der Trockenzeit zu besonders starken saisonalen Epidemiespitzen. Die Sterblichkeitsraten liegen hier bei über 15 % der laborbestätigten und in medizinischen Einrichtungen behandelten Krankheitsfälle. Das Lassafieber ist ein virales hämorrhagisches Fieber (VHF). Dieses beschreibt ein komplexes klinisches Syndrom, das mehrere Organe betrifft und zu einem vaskulären Lecksyndrom führt. Hierbei tritt Flüssigkeit aus funktionsgestörten Blutgefäßen aus und sammelt sich beispielsweise in der Lunge an, sodass die Atmung einschränkt wird. Darüber hinaus leiden die Erkrankten an Nieren- und Leberversagen.

Um die Behandlung dieser Patienten zu verbessern, entsendet das BNITM Klinik- und Laborteams, die sich auf die Forschung, Behandlung, genomische Überwachung und die Durchführung des MEVIN-Projekts konzentrieren. Darüber hinaus wird ein Point-of-Care-Labor für die Sofortdiagnose eingerichtet, das unter anderem Blutgasanalysen und Tests für Herz- und Entzündungsmarker durchführt. Ferner sollen Bakterienkulturen und Nachweise von Krankheitserregern erfolgen, was eine präzise Antibiotikatherapie und die Bekämpfung der Antibiotikaresistenz erleichtert.

Projekt
MEVIN
Autor*in
  • Dr. Till Omansen
    Projektmanager
  • Sophie Kellner
    Projektmanagerin

Prozess in der Entwicklung der neuen Intensivstation

Das MEVIN-Projekt zielt darauf ab, die Überlebenschancen von VHF-Patientinnen und -Patienten zu verbessern. Hierbei soll innerhalb der Isolierstation des ISTH eine Intensivstation eingerichtet werden, die mit entsprechender medizinischer Ausrüstung und für die Intensivpflege ausgebildetem Personal ausgestattet ist. Um eine ständige Überwachung der kritisch Erkrankten zu gewährleisten, wurde eine moderne medizinische Technik und Ausstattung angeschafft. Zu dieser gehören Intensivbetten, Patientenüberwachungssysteme, eine Zentralstation zur kontinuierlichen Beobachtung und Geräte wie Perfusoren und Infusomaten für die genaue Verabreichung von Medikamenten. Weitere Ziele sind, die medizinischen Kapazitäten durch ein Schulungsprogramm für medizinisches Personal zu fördern, die Patientenversorgung zu verbessern sowie klinische Leitlinien zu entwickeln und umzusetzen. Deshalb umfasst das Projekt umfangreiche Schulungen mit praktischen Workshops und theoretischem Unterricht für Krankenschwestern sowie Ärztinnen und Ärzte für einen täglichen Betrieb mit bestmöglicher Gesundheitsversorgung vor Ort.

 

Schulung des Gesundheitspersonals des ISTH in der Nutzung neuer medizinischer Geräte in Nigeria (Quelle: BNITM)

Durch Vorgespräche mit dem nigerianischen Team sollen Leitlinien für die Intensivpflege aufgestellt werden, die auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und dadurch die Behandlung von Erkrankten optimieren. In diesen Gesprächen soll eine ganzheitliche Strategie für die Intensivstation formuliert werden, welche die infrastrukturellen und technologischen Möglichkeiten sowie ein Schulungsprogramm für das medizinische Personal umfassen.

Ausblick

Für die Zukunft sind Fortbildungsmaßnahmen für das nigerianische Gesundheitspersonal durch Rotationen in tertiären Krankenhäusern geplant. Das ISTH soll nach Inbetriebnahme der Intensivstation ein überregionales Referenzzentrum für VHF werden und somit die Behandlung schwerer und lebensbedrohlicher Fälle unter Einhaltung der internationalen Biosicherheitsstandards verbessern.

Das ISTH und das BNITM engagieren sich auch weiterhin für die globale Gesundheitssicherheit und die Vorbereitung auf Epidemien, indem sie Infektionskrankheiten durch den Aufbau internationaler Kapazitäten bekämpfen. Mit diesem Engagement verfolgen sie das Ziel, VHF in Nigeria und weiteren Regionen einzudämmen und zu bekämpfen.

ISTH und BNITM Teammitglieder während der Einweihung der neuen Intensivstation im ISTH in Nigeria (Quelle: BNITM)

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