TIP Bangladesh – Einsatz in Cox’s Bazar im Mai 2022
TIP Bangladesh ist ein Projekt mit dem Fokus auf Impfakzeptanz in den Flüchtlingscamps der Rohingya in Cox’s Bazar, Bangladesch. Ein Besuch im Mai 2022 hatte hauptsächlich zum Ziel, Projektpartner:innen des RKI und des WHO Emergency Office vor Ort mit strategischen Partner:innen in einem Workshop zusammenzubringen. Thema des Workshops waren motivierende und hemmende Faktoren im Kontext von Kinderimpfungen in den Camps.
FDMN (Rohingyas) und Ausbrüche von Infektionskrankheiten
Im Jahr 2017 erreichten etwa 700.000 Vertriebene aus Myanmar (Forcibly Displaced Myanmar Nationals – FDMN/Rohingyas) die Region Cox’s Bazar in Bangladesch. Diese kamen zu früheren Geflüchteten FDMN/Rohingya in Cox’s Bazar hinzu, die bereits seit den 1970er Jahren vor ethnischer und religiöser Verfolgung fliehen. Heute leben etwa eine Million FDMN in provisorischen Camps. Seit dem großen Zustrom im Jahr 2017 kam es in den Camps zu schweren Krankheitsausbrüchen wie Diphtherie, Masern und Cholera. Nach wie vor sind die Routine-Impfraten bei Kindern von FDMN/Rohingya in Cox’s Bazar niedrig.
Workshop
Das WHO Emergency Office in Cox’s Bazar ist eng in die Impfaktivitäten in den Camps eingebunden. Die Robert Koch-Institut (RKI)-Mitarbeiterin traf sich mit der Projektkoordinatorin vor Ort, die im WHO Emergency Office tätig ist und als Gatekeeperin für die Erhebung in den Camps sowie als wichtiges Teammitglied in allen anderen Projektphasen fungiert.
An dem Workshop nahmen etwa 50 Personen aus verschiedenen Organisationen teil, die an Impfmaßnahmen in den Camps beteiligt sind – darunter UNICEF, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), Ärzte ohne Grenzen und die WHO, sowie politische Partner aus der Regierung von Bangladesch, dem Gesundheitsministerium und weitere. Es fand ein reger Austausch zwischen allen Beteiligten mit Präsentationen von Aktivitäten (z. B. Datenerhebungen in den Camps), Analysen (z. B. zur aktuellen Durchimpfungsrate von Kindern von FDMN/Rohingya in den Camps) und Diskussionsrunden statt.
Von RKI-Seite wurden die Ergebnisse einer Literaturrecherche und die geplanten Methoden für die Erhebung vorgestellt und diskutiert. Dies trug dazu bei, wichtige Anregungen für die Vorbereitung der Erhebung zu erhalten, zielte aber auch darauf ab, die Unterstützung der wichtigsten Akteure während des Projekts und darüber hinaus zu sichern.
Besuch eines Camps
Die beiden Hauptcamps in Ukhia und Teknaf liegen etwa eine Autostunde von der Stadt Cox’s Bazar und dem WHO Emergency Office entfernt. Ein Camp in Ukhia wurde zusammen mit WHO-Mitarbeiter:innen, einem Datenerfasser und einem Gesundheitshelfer (Community Health Worker) besucht, der uns durch das Camp führte. Der Datenerfasser unterstützte uns beim Übersetzen, während wir mit unserem entworfenen Fragebogen Interviews mit verschiedenen Personen im Haushalt eines Mahjee (Gemeindevorstand) führten. Es zeigte sich, dass der Fragebogen allgemein angepasst werden musste, vor allem im Hinblick auf eine Vereinfachung der Fragen sowie einen eher praktischen als theoretischen Ansatz.
Fazit und weitere Schritte
Der Besuch und der Austausch zwischen allen Beteiligten waren eine sehr gute Gelegenheit zur Vernetzung und Teambildung. Mit denjenigen zu sprechen, an die sich die Erhebung eigentlich richtet, war der Schlüssel zum Verständnis, dass bestimmte wissenschaftliche Ansätze stark an den jeweiligen Kontext angepasst werden müssen. Der Besuch eines Camps in Ukhia gab zwar nur einen kleinen Einblick, trug aber wesentlich dazu bei, ein besseres Verständnis der Lebensumstände der FDMN/Rohingya zu erlangen.
Das Projekt folgt dem von der WHO Europa entwickelten Tailored Immunization Program (TIP), das darauf abzielt, auf der Grundlage sozialwissenschaftlicher Theorien evidenzbasierte Interventionen zur Verbesserung der Impfraten einer Bevölkerungsgruppe zu entwickeln. Der Workshop war Teil von Phase 1 des Programms. Am Ende von Phase 3 ist ein Abschlussworkshop geplant, bei dem die Erkenntnisse aus der Erhebung vorgestellt und gemeinsam mit den Beteiligten und dem örtlichen Personal in maßgeschneiderte und gezielte Maßnahmen umgesetzt werden sollen.
Stand: November 2022