Training zum point-of-care Ultraschall der Lunge (‚POCUS‘) für die Differentialdiagnose respiratorischer Infektionen durchgeführt

Viren oder Bakterien? Beide Krankheitserreger können Infektionen der unteren Atemwege verursachen. Um diese zielgerichtet zu behandeln, ist eine sogenannte Differenzialdiagnose nötig, eine Diagnose via Ausschlussverfahren. Allerdings ist das nicht ganz billig und in ressourcenarmen Ländern kaum bezahlbar. Deshalb verschreiben Ärzt:innen häufig gleich ein Antibiotikum. Neue Erkenntnisse zeigen, dass mobile patientennahe Ultraschalltests in Kombination mit Virus-Schnelltests dazu beitragen könnten, unnötige Antibiotikatherapien zu reduzieren.

Veröffentlicht am
Die Teilnehmenden gemeinsam mit Dr. Strauss (BNITM) und Dr. Jochum (UKE), die das POCUS Training geleitet haben, vor dem Kumasi Center for Collaborative Research (KCCR) (Quelle: BNITM)

Weltweit verschreiben Ärzt:innen zu viele unnötige Antibiotika. Das führt dazu, dass Bakterien resistent werden und die Medikamente nicht mehr wirken.

Vor allem in ressourcenarmen Regionen verordnen Mediziner:innen häufig unnötige Antibiotika aus Angst, potenziell lebensbedrohliche bakterielle Infektionen der Atemwege zu übersehen. Oft sind Labordiagnostik und Bildgebung, die bei dieser Entscheidung helfen könnten, kaum oder gar nicht vorhanden. Im Rahmen des CLEAR-Projekts verlagern wir diagnostische Kapazitäten nach Ghana. Dabei reagieren wir nicht nur auf die COVID-19-Pandemie. Wir versuchen auch, die diagnostischen Kapazitäten zur Unterscheidung von viralen und bakteriellen Infektionen zu verbessern und so den unnötigen Einsatz von Antibiotika zu verringern.

Derzeitige Erkenntnisse deuten darauf hin, dass eine rechtzeitige Ultraschalluntersuchung der Lunge nicht nur dazu beitragen könnte, Infektionen der unteren Atemwege mit gleicher oder besserer Genauigkeit als Röntgenaufnahmen des Brustkorbs zu erkennen, sondern auch die Therapie zu unterstützen und gleichzeitig die Strahlenbelastung der Patient:innen zu vermeiden.

CLEAR-Mitarbeitende des BNITM führten gemeinsam mit POCUS-Experten des UKE1 eine Lungen-POCUS-Schulung für medizinisches Personal in öffentlichen Krankenhäusern in Ghana durch, um die von CLEAR angebotenen diagnostischen Dienste auf die beteiligten öffentlichen Gesundheitszentren auszuweiten. An der Schulung nahmen vier Ärzte teil, die in den Abteilungen für Notfallmedizin und Innere Medizin dreier verschiedener Distriktkrankenhäuser in der Ashanti- bzw. der Central Region Ghanas tätig sind: dem Saint Francis Xavier Hospital (Assin Foso), dem KNUST Teaching Hospital (Kumasi) und dem Agogo Presbyterian Hospital (Agogo). Diese viertägige Schulung wurde in theoretische und praktische Einheiten unterteilt, die auch die POCUS-Untersuchung von Patient:innen mit Atemwegsinfektionen auf der Krankenhausstation umfassten. Mit diesem Ansatz wollen wir Auszubildende in diesem bildgebenden Verfahren unterstützen, damit sie anderes ärztliches Personal in ihren jeweiligen Krankenhäusern ausbilden können (‚Train-the-trainer‘-Ansatz). Letztendlich erwarten wir, dass der POCUS als Routineverfahren zur Diagnose von Infektionen der unteren Atemwege in diesen Krankenhäusern eingeführt wird.

Die Teilnehmenden hören Dr. Jochum während der theoretischen Schulung über POCUS im KCCR zu (Quelle: BNITM)
Die Teilnehmenden mit Dr. Jochum (UKE) während der praktischen Einheit, um die Anwendung des POCUS zu erlernen. Zu sehen ist das POCUS-Gerät und der verbundene mobile Bildschirm zur echtzeit-Darstellung der Lungenfelder im Ultraschall (Quelle: BNITM)

Stand: Dezember 2022

Weitere aktuelle Nachrichten