Dem Ebola-Reservoir auf der Spur
Seit 2014 denkt die Weltöffentlichkeit bei dem Stichwort „Ebola“ an Westafrika. Der hochpathogene Erreger, das Zaire Ebolavirus, wurde jedoch im Jahre 1976 in der Demokratischen Republik Kongo (DRC), dem ehemaligen Zaire, entdeckt, wo es seitdem regelmäßig zu Krankheitsausbrüchen führt.
Der jüngste Ebola-Ausbruch in der DRC wurde am 11. Mai 2017 bekanntgegeben. Mit nur acht Fällen konnte die Infektionskette zügig unterbrochen werden und blieb auf die entlegene „Likati Health Zone“ in der Provinz Bas-Uélé im Nordosten der DRC beschränkt. Der Ausbruch wurde am 2. Juli 2017 für beendet erklärt. Wo und auf welchem Wege sich der Indexpatient mit dem Virus infizierte, blieb jedoch wie so häufig offen. Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, wurde in Kooperation zwischen Prof. Jean-Jacques Muyembe vom „Institut National de Recherche Biomédicale“ (INRB) in Kinshasa (DRC) und Dr. Fabian Leendertz ein internationales Konsortium gebildet. Dieses multidisziplinäre Expertenteam, deren Aktivitäten zum jetzigen Zeitpunkt noch fortdauern, setzt sich aus Wissenschaftlern des INRB, des „Centre de Surveillance de la Biodiversité“ (CSB) an der Universität Kisangani (DRC), des „Institut de Recherche pour le Développement“ (IRD) in Montpellier (Frankreich) und Yaoundé (Kamerun), der Universität Antwerpen (Belgien), des „National Institute of Allergy and Infectious Diseases“ (NIH/NIAID) in Montana (USA) und der Projektgruppe „Epidemiologie hochpathogener Erreger“ des RKIs zusammen. Die praktische Koordination erfolgt durch Prof. Steve Ahuka vom INRB. Der Biologe Leonce Kouadio und die Tierärztin Ariane Düx aus der Projektgruppe waren Teil des Einsatzteams und verbrachten einen Monat in Kaigbono, dem winzigen Fischerdorf, in dem der Indexpatient lebte und erkrankte.
Der Ort, nicht mehr als eine Handvoll Lehm- und Bambushütten, liegt weit abgeschieden im tropischen Regenwald und ist nur über einen schmalen Waldpfad zu erreichen. Elektrizität, Handyempfang und Straßenbau sind hier noch nicht angekommen. Entsprechend waren Personen- und Materialtransport eine logistische Herausforderung. Ein erstes Team reiste mit zwölf Personen, ein zweites mit acht an, um vor Ort ein mobiles Feldlabor, das höchsten Sicherheitsstandards gerecht wird, zu errichten und potentielle Ansteckungsquellen zu untersuchen. Als mögliche Spillover-Szenarien gelten die Zubereitung und der Verzehr von infiziertem Bushmeat sowie der Kontakt zu Fledertieren und anderen natürlichen Reservoiren. So wurden Betroffene befragt und Flughunde, Fledermäuse, Nagetiere und Bushmeat in der Region beprobt. Hunderte gesammelte Proben werden zurzeit am INRB mit Unterstützung aller beteiligten Partner analysiert. Die Zusammenarbeit verschiedenster renommierter Institutionen unter der Koordination unserer afrikanischen Partner war eine höchst erfreuliche Erfahrung und dient hoffentlich als Beispiel für zukünftige Untersuchungen, um begleitend zur Bekämpfung von Ausbrüchen auch den Ursprung von Epidemien zu verstehen. Dieses Wissen kann in der Zukunft gezielt für die Aufklärung und bestenfalls Vermeidung von Krankheitsausbrüchen zoonotischen Ursprungs genutzt werden.