Pilotierung des Nationalen Brückenworkshops für Tollwut in Ghana

Das „Toolbox“-Projektteam vom FLI hat in Zusammenarbeit mit der WHO und weiteren Partnern vom 15. bis 17. August 2022 in Ghana den ersten Nationalen Brückenworkshop zur Tollwut durchgeführt. Der Workshop, an dem 50 nationale Teilnehmende und verschiedene internationale Partner teilnahmen, wurde sehr positiv aufgenommen und soll helfen, Ghanas Agenda zur Eliminierung der durch Hunde übertragenen Tollwut bis 2030 voranzutreiben.

Veröffentlicht am
Abschließendes Gruppenfoto der Workshop-Teilnehmenden (im Bild Dr. Anna Fahrion) (Quelle: FLI)

Am ersten Morgen des Workshops kommt ein Teilnehmer mit seinem Mobiltelefon in der Hand auf uns zu. Als wir ins Gespräch kommen, hält er es hoch und zeigt uns Fotos von einem Patienten, der sich unter offensichtlich großen Schmerzen auf einem Krankenbett in einer Klinik krümmt. „Das ist erst vor einigen Wochen in meinem Bezirk passiert, und es ist nicht das erste Mal“, sagt unser Gesprächspartner. „Das ist der Grund, warum ich hier bin – wir müssen verhindern, dass so etwas passiert.“

Auf diese Weise können Statistiken auf einmal lebendig werden und man fühlt sich umso mehr bestärkt darin, die Arbeitskräfte vor Ort zu unterstützen, um die Situation mit Projekten wie diesem zu verbessern.

Denn es ist immer noch so, dass jedes Jahr über 50 000 Menschen an Tollwut sterben, die meisten davon in Asien und Afrika. Hundebisse verursachen weltweit mehr als 95% der Fälle beim Menschen. Es gibt Impfstoffe, Hilfsmittel und Technologien, um diese Todesfälle zu verhindern. Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit, die Impfung von Hunden und die lebensrettende Behandlung von Opfern von Hundebissen sind die Grundpfeiler hin zur Ausrottung der von Hunden übertragenen menschlichen Tollwut. Das Ziel „Zero by 30“, das bis 2030 weltweit keine weiteren Todesfälle durch Tollwut beim Menschen anpeilt, wurde 2015 von der internationalen Tollwutgemeinschaft gefordert und wird durch einen globalen Strategieplan (GSP) (2018) verfolgt.

Die Teilnehmenden arbeiteten in Gruppen, um (a) zu diskutieren und (b) mögliche sektorübergreifende Aktivitäten zu entwerfen, die später (c) in Aktivitätskarten festgelegt wurden (Quelle: FLI)

Die Kontrolle oder sogar die Eliminierung von Zoonosen erfordert einen sektorübergreifenden Ansatz. Die Zusammenarbeit zwischen den Sektoren ist jedoch oft verbesserungswürdig. Die Erarbeitung dieser Verbesserungen ist das Hauptziel des IHR-PVS National Bridging Workshop (NBW). Diese von WHO und WOAH organisierten und durchgeführten Veranstaltungen zielen darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen den Sektoren Human- und Tiergesundheit bei der Vorbeugung, Erkennung und Reaktion auf Zoonosen und andere Gesundheitsereignisse an der Schnittstelle zwischen Tier und Mensch zu analysieren und zu verbessern. Bei den 40 NBWs, die bisher in Ländern mit endemischer Tollwut stattgefunden haben, war die Tollwut immer eine der vorrangigen Krankheiten, die von den Gastgeberländern für die Fallstudien ausgewählt wurden. Als Beispiel für eine Zoonose, die für eine erfolgreiche Kontrolle und Eliminierung die Zusammenarbeit verschiedener Sektoren erfordert, wurde 2019 – 2021 ein tollwutspezifischer NBW (NBW-R, R steht für rabies) vom FLI und der WHO in Zusammenarbeit mit WOAH und weiteren Partnern im Rahmen des GHPP-Projekts „IHR-PVS toolbox“ entwickelt.

Der Workshop ist als Länderaktivität und -produkt gedacht und erfordert daher eine sorgfältige Anpassung an den jeweiligen Länderkontext. Der sich daraus ergebende Fahrplan wird von den Teilnehmenden entworfen und sollte bestehende, länderspezifische Strategien und Arbeitspläne zur sektorübergreifenden Zusammenarbeit und zur Tollwutbekämpfung und -eliminierung berücksichtigen und sich in diese einfügen.

Der NBW-R ist ein dreitägiger Workshop mit einem interaktiven und spielerischen Ansatz, der an die Bedürfnisse der Tollwutbekämpfung angepasst wurde, mit 7 Sessions, die aus Vorträgen, Videos, vielen Gruppendiskussionen und der Arbeit mit verschiedenen Szenarien und Materialien bestehen. Voraussetzung und Schlüsselelement ist der „Stepwise Approach towards Rabies Elimination (SARE)“ . Der aktualisierte SARE-Arbeitsplan und der aus dem NBW-R resultierende Fahrplan sollten sich gegenseitig unterstützen und ergänzen.

An dem NBW-R-Pilotworkshop in Ghana nahmen 50 Tollwut-Expert*Innen aus dem Veterinär-, Human-, Wildtier- und Umweltsektor auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene teil. Darüber hinaus wurde der Workshop von Vertreter*Innen des FLI, der WHO, WOAH, und der „Global Alliance for Rabies Control“ (GARC) geleitet, unterstützt von Vertretern der FAO, ECOWAS und „Mission Rabies“. Die Medien wurden eingeladen, um das Bewusstsein über die Grenzen des Veranstaltungsortes hinaus zu schärfen.

Es handelte sich nicht nur um ein Pilotprojekt für den NBW-R. Es war auch ein Pilotprojekt für das FLI-Team als Teil der Leitung von Brückenworkshops. Die herzliche Atmosphäre, die enthusiastischen Teilnehmenden und die erfahrenen NBW-Moderatoren machten diesen ersten Testlauf zu einem positiven Ereignis. Diesen Eindruck teilten wohl auch die Teilnehmenden, denn sie bewerteten den Workshop mit einer Weiterempfehlungsrate von fast 100 % als durchweg gelungen. Auf der Grundlage der gesammelten Eindrücke des Moderatorenteams und der Bewertungsergebnisse der Teilnehmenden wurde das Konzept des NBW-R verfeinert und wird in Form eines Berichts veröffentlicht. Inzwischen haben die Vorbereitungen für das nächste interessierte Land bereits begonnen. Es war eine spannende Reise von der Projektidee bis zum fertigen Produkt, das nun seinen Weg in das Portfolio der WHO gefunden hat. Vielleicht können wir noch einige NBW-R begleiten und wahrscheinlich folgen weitere solcher spezifischen NBWs im kommenden Jahr. Auf jeden Fall ist es ein großartiges Gefühl, Teil von etwas so Wichtigem gewesen zu sein.

Stand: November 2022

Weitere aktuelle Nachrichten