Von „Evidenz“ zu „Empfehlung“ – ein Leitfaden

Das EURO NITAGs Projektteam des Robert Koch-Instituts und des WHO-Regionalbüros für Europa hat einen Leitfaden für einen „Evidence to Recommendation Process“ veröffentlicht, der angepasst ist an die Ressourcen kürzlich etablierter Impfkommissionen in der WHO Region Europa.

Veröffentlicht am

Warning: foreach() argument must be of type array|object, bool given in /var/www/html/wordpress/wp-content/themes/ghpp-website/Components/BlockTextInfobox/functions.php on line 20

Nationale Impfkommissionen (engl. NITAGs) sind beratende Gremien, die Empfehlungen für Gesundheitsministerien und politische Entscheidungsträger erarbeiten, um diese dabei zu unterstützen ländereigene, evidenzbasierte und nachhaltige Entscheidungen im Impfwesen zu treffen. NITAGs, die schon lange bestehen, wie z.B. die deutsche Impfkommission „STIKO“, das britische „Joint Committee on Vaccination and Immunisation“ (JCVI) oder das US-amerikanische „Advisory Committee on Immunization Practices“ (ACIP) erarbeiten ihre Impfempfehlungen gemäß dem internationalen Goldstandard, dem so genannten „Evidence to Recommendation (EtR)“-Prozess.

Für NITAGs, die erst kürzlich etabliert wurden und oft nur über begrenzte personelle und finanzielle Ressourcen verfügen, ist dieser „Goldstandard“ aber sehr und teilweise zu herausfordernd, mit dem Ergebnis, dass viele Impfempfehlungen basierend auf Expertenmeinung erstellt werden. Um diese NITAGs zu ermutigen trotz begrenzter Ressourcen Impfempfehlungen systematisch und evidenzbasiert zu erarbeiten hat das EURO NITAGs Projektteam des Robert Koch-Instituts und des WHO-Regionalbüros für Europa einen Leitfaden – „Guidance on an adapted Evidence to Recommendation Process for National Immunization Technical Advisory Groups“ – entwickelt, der an den Reifegrad der erst kürzlich gegründeten NITAGs angepasst ist und ihre begrenzten Kapazitäten und Ressourcen berücksichtigt.

Leitfaden zu einem "Evidence to Recommendation-Process" für junge Impfkommissionen der WHO Region Europa mit limitierten Ressourcen veröffentlicht (Quelle: WHO)

Der angepasste EtR-Prozess basiert zwar auf dem „Goldstandard“, verzichtet aber bewusst auf die Durchführung einer systematischen Literaturrecherche. Diese wird in der Regel angefertigt, um die Evidenz für den Nutzen und das Risiko einer Impfung systematisch zusammenzufassen, und stellt den umfangreichsten und komplexesten Teil des gesamten Empfehlungsprozesses dar. Da es für die Erarbeitung systematischer Reviews ausreichender personeller Ressourcen und Expertise bedarf, werden NITAGs mit begrenzten Zeit- und Personalressourcen ermutigt, auf bereits verfügbare systematische Reviews zurückzugreifen, die von anderen NITAGs oder Institutionen erarbeitet wurden und z.B. in der SYSVAC-Datenbank zusammengefasst und auf ihre Qualität hin überprüft werden (siehe auch GHPP-SYSVAC).

Die „Guidance on an adapted Evidence to Recommendation Process for National Immunization Technical Advisory Groups“ ist nun auf Englisch und Russisch auf der Internetseite der WHO Europa veröffentlicht. Die NITAGs von Armenien, Republik Moldau und Usbekistan pilotieren derzeit den Leitfaden bei der Erstellung einer Impfempfehlng. Dabei unterstützt das EURO NITAGs Projektteam die NITAGs durch regelmäßige Webinare, in denen die einzelnen Schritte des EtR-Prozesses vorgestellt und auf die jeweilige Thematik der einzelnen Impfkommissionen übertragen werden.

Der "Evidence to Recommendation"-Prozess (Quelle: WHO)

Die Erfahrungen und Ergebnisse aus diesem Prozess werden die NITAGs auf den von September bis November 2022 in der Region stattfindenden Programmes Managers Meetings vorstellen.

Stand: September 2022

Weitere aktuelle Nachrichten