Von Namibia nach „Rhinepfals“ – Gemeinsames Lernen bei einem EMT-Einsatztraining

Vom 28. Mai bis 2. Juni 2024 nahmen sechs Mitglieder des Nationalen Emergency Medical Teams (EMT) Namibias gemeinsam mit dem WHO-klassifizierten EMT der Johanniter an einer groß angelegten Simulationsübung im Ahrtal teil. Die Übung ist eine regelmäßige, alle zwei Jahre stattfindende gemeinsame Aktivität der deutschen EMT-Community mit Unterstützung des EMT National Focal Point (EMT NFP) am Robert Koch-Institut (RKI).

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Das Team macht sich bereit für den Aufbau der Einsatzzentrale während des Übungseinsatzes im Ahrtal (Quelle: RKI)

Das namibische EMT ist eine etablierte Notfallkapazität des Ministry of Health and Social Services (MoHSS), welches sechs Expertinnen und Experten zur Teilnahme an dieser Übung nominiert hatte. Darunter waren vier Ärztinnen und Ärzte, eine Krankenpflegerin und ein Apotheker. Eine der sechs Teilnehmenden fungierte zudem als Teamleiterin. Die Teilnahme des namibischen EMT an dieser Übung wurde eingebettet in das Team der Johanniter. Dies ist ein Beispiel dafür, wie das EMT-Twinning-Konzept des EMT-TTT-Projekts umgesetzt und in umfassendere relevante Aktivitäten integriert wird. Ziel war es, den beiden Teams eine praktische Lernerfahrung zu ermöglichen, zumal es die erste Simulationsübung dieser Art für das namibische EMT war.

Das Notfallszenario begann mit vielen Toten und Verletzten infolge eines Erdbebens im fiktiven Staat „Rhinepfals“, wobei auch ein Krankheitsausbruch ins Szenario integriert war. Nach der Alarmierung des Teams packten die sechs namibischen EMT-Mitglieder ihre Koffer und kamen nach einem Nachtflug in Frankfurt an, um an der offiziellen Einsatzvorbereitung des Johanniter-EMT teilzunehmen. Im Mittelpunkt dieses sogenannten „Staging“-Prozesses standen die Einsatzbesprechung, die Teamzusammenstellung sowie die Sicherheitspläne. Für die namibischen EMT-Mitglieder war es auch eine Gelegenheit, die Johanniter-Freiwilligen kennenzulernen und sich mit den Rollen der anderen vertraut zu machen. Anschließend verbrachten sie die nächsten drei Tage gemeinsam in Einsatzzelten am Übungsort.

Projekt
EMT TTT
Autor*in
  • Roland Wilhelm
    Projektmitarbeiter
  • Souaad Chemali
    Projektmanagerin Twinning

Auch der nächste Tag war nicht gerade kurz – er begann mit einer zweistündigen Busfahrt, die die einsatzbereiten EMT ins Ahrtal brachte, um dort die Einsatzzentrale einzurichten. In den folgenden zwei Tagen lief die Übung auf Hochtouren: Zelte wurden aufgebaut, Patientinnen und Patienten trafen ein und die Behandlung begann. Die namibischen EMT-Mitglieder hatten die Möglichkeit, während des gesamten Einsatzes im Rahmen der Johanniter-EMT-Struktur verschiedene Teamfunktionen kennenzulernen. Dabei orientierten sie sich an den Rollen, an deren Ausübung sie am meisten interessiert und die für ihre eigene Funktion als Mitglied ihres nationalen EMT am wichtigsten waren. Das Spektrum umfasste die Einsatzleitung, das medizinische Personal, die Medienkoordination, Managementunterstützungskräfte und die Logistik. Die Funktionen wurden aus zwei Perspektiven erlebt: als sogenanntes „Shadowing“, bei dem ein namibisches EMT-Mitglied mit einer Johanniter-Einsatzkraft in derselben Rolle zusammenarbeitete, sowie durch die direkte aktive Ausübung. Das Erleben dieser beiden Perspektiven ermöglichte den EMT unterschiedliche Lernerfolge.

Das Team aus Namibia mit Vertretenden der Johanniter und des RKI am Ort der Einsatzvorbereitungen (Quelle: MoHSS Namibia)

Viele Gedanken und Gefühle wurden bei der Twinning-Nachbesprechung am Ende der Übung ausgetauscht. Die namibischen Teilnehmenden empfanden die Aktivität als wertvolle Lernmöglichkeit, die sie mit nach Hause nehmen konnten. Sie reflektierten die gewonnenen Erkenntnisse und integrierten diese zur weiteren Entwicklung in ihre bestehenden Einsatzverfahren. Dies wäre ohne die Willkommenskultur der Johanniter nicht möglich gewesen: Die vollständige Integration des Twinning-Partners in ihre Einsatzstruktur ermöglichte erst das Sammeln einer realistischen Einsatzerfahrung. Gleichzeitig gaben die namibischen EMT-Expertinnen und -Experten aufgrund ihrer Beobachtungen und ihres Fachwissens Empfehlungen an das Johanniter-EMT weiter. Besprochen wurden zum Beispiel Themen wie Logistik, Infektionsschutz und -kontrolle sowie Kommunikation und Führung.

Nach drei in Zelten verbrachten Nächten und reich an vielen neuen Erkenntnissen freuten sich die Reisenden auf die Rückkehr in die Heimat. Die gemeinsame Aktivität war ein weiterer Schritt zur Stärkung dieser EMT-Twinning-Partnerschaft, welche vom EMT-NFP-Team des RKI betreut und koordiniert wird.

Bild 1/3:
Übungseinsatz - Zwei Patienten werden am Behandlungszelt in Empfang genommen (Quelle: MoHSS Namibia)
Bild 2/3:
Namibische Einsatzkräfte bauen gemeinsam mit den Johannitern während des Übungseinsatzes die EMT-Zelte auf (Quelle: RKI)
Bild 3/3:
Das Team macht sich bereit für den Aufbau der Einsatzzentrale während des Übungseinsatzes im Ahrtal (Quelle: RKI)

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